> Sucherkameras | Canon FD | > Canon EOS | > Mittelformat | > Fotolabor |
Hier geht es um alte Canon-Spiegelreflexkameras mit FD-Objektiven für manuelle Scharfstellung und mit mechanischen Übertragungselementen für Blendenautomatik. Dafür habe ich die umfangreichste Ausrüstung. Das liegt nicht daran, dass ich Canon für die beste Marke halte, ich habe mich eben vor vielen Jahren mehr aus dem Bauch heraus als Ablösung für die noch ältere Pentax Spotmatik für eine Canon AE-1 Program entschieden, diese Entscheidung offensichtlich nicht bereut und das System dann langsam und stetig erweitert. In den einschlägigen Foren werden regelmäßig Reparatur-Tipps zu alten Kameras von Minolta, Contax oder Nikon gesucht, Canon-Besitzer haben damit offensichtlich weniger Probleme. Welche Zicken alte Canons möglicherweise haben, können Sie weiter unten lesen. Da die meisten Canon-Teile auch früher schon in großen Stückzahlen hergestellt wurden, ist standardmäßiges und evtl. auch exotisches Zubehör heute noch reichlich zu haben. Leider haben die Preise für hochwertige FD-Objektive ordentlich angezogen, vor allem weil diese an neue Sony E-mount oder Canon RF Kameras adaptiert werden können.
Das 1970 für die erste F-1 eingeführte FD-Bajonett ist leider etwas hakelig. Ein Objektiv-Wechsel läuft nicht immer so schnell und geschmeidig, wie man sich das wünscht und wie das Canon später bei den EF-Autofokus-Objektiven hingekriegt hat. Dafür funktionieren alle FD-Objektive ohne Einschränkungen an allen FD-Gehäusen.
Die noch älteren und mittlerweile seltenen FL-Objektive passen ebenfalls an alle FD-Gehäuse, haben aber nur eine Springblendenfunktion. Es fehlen Übertragungselemente für Offenblendmessung oder Blendenautomatik. Das heißt, das Gehäuse sollte Arbeitsblendenmessung unterstützen. Die manuelle Einstellung von Blende und Zeit nach →Sunny-16-Regel oder →Handbelichtungsmesser geht aber immer.
Eine Dioptrien-Korrektur ist bei diesen alten Kameras nicht eingebaut.
(Bei den neueren EOS-Gehäusen findet man ein dafür vorgesehenes Einstellrädchen neben dem Suchereinblick.)
Vor allem Träger von Gleitsichtbrillen brauchen etwas Eingewöhnung, weil die optimale Schärfe des Sucherbilds
bei virtuellem Objektabstand von 1 Meter im Übergangsbereich des Brillenglases liegen dürfte.
Wenn man ohne Brille ein scharfes Sucherbild sehen will, sind Augenkorrekturlinsen eine Alternative.
Der Nachteil dabei ist, dass ich(!) dann ohne Brille weder Blendenring, Zeiteinstellrad noch Bildzählwerk scharf ablesen kann.
Bei der Wahl der Korrekturlinse ist zu beachten, dass die Sucher fast aller Kameras
auf einen optischen Betrachtungsabstand von 1 Meter ausgelegt sind. Das sorgt immer wieder für Verwirrung.
Mein Tipp: Gehen Sie in einen Drogerie-Discounter Ihrer Wahl. Dort findet man einen Drehständer mit
Lesebrillen unterschiedlicher Dioptrienstärken. Suchen Sie eine Brille, mit der Sie auf 1 Meter Abstand optimal scharf sehen.
Das ist dann die Dioptrien-Zahl, die Sie für eine Sucher-Korrekturlinse benötigen.
Oder noch einfacher: Sie gucken mit einer „scharfen“ Discounter-Brille auf einen möglichst weit entfernten Punkt (∞).
Die so ermittelte Dioptrienzahl muss für die Sucherkorrektur um 1 reduziert werden.
Wer z.B. auf diese Weise eine Brille mit +2,5 gewählt hat, braucht also eine Korrekturlinse +1,5.
Mit dieser Umrechnung gibt es tatsächlich auch Korrekturlinsen „0“!
Weil die nachfolgende Auflistung meiner Kameras immer länger geworden ist, finden Sie hier auch direkte Links:
FTb, EF, AE-1, A-1,
AE-1Program, AL-1, New F-1,
T70, T90, T60 und andere seltene,
FD-Festbrennweiten, FD-Zoom-Objektive, sonstiges Zeugs
- Canon FTb,
bitte nicht verwechseln: Die äußerlich ähnliche Canon FT ist ein älteres Modell für FL-Objektive ohne Blendenübertragung.
Ich habe die neuere Ausführung der FTb von 1973 mit Zeitanzeige im Sucher. Die erste Ausführung kam im März 1971 gleichzeitig mit der professionellen F-1 auf den Markt und hat mit dieser viele Gemeinsamkeiten: voll mechanisch, mit manueller Spiegelvorauslösung und selektiver Nachführ-Belichtungsmessung. Wegen der selektiven Messcharakteristik setzt das etwas Fotografieerfahrung voraus. Wenn man die hat, ist das aber ein hervorragendes Messverfahren. Nur für diesen Belichtungsmesser benötigt die ansonsten rein mechanische Kamera eine nicht mehr erhältliche Quecksilberknopfzelle, aber dafür habe ich ja Hörgerätebatterien oder meine selbst gebastelten Adapter zur Anpassung der Batteriespannung, siehe →Quecksilberbatterien. Der Belichtungsmesser hat trotz richtiger Spannungsversorgung mit meiner letzten noch funktionierenden Quecky einen leichten Linearitätsfehler von ±½EV: Helle Szenen werden leicht überbelichtet, dunkle leicht unterbelichtet. Weil diese geringe Abweichung bei meinen beiden FTb’s konstant auftritt, war das wohl von Canon so beabsichtigt. Das Einzige, was ich an dieser Kamera gelegentlich vermisse, ist eine Mattscheibe mit Schnittbild-Indikator. Dieser würde vor allem die Scharfstellung mit lichtschwachen Zooms erleichtern. Andere typische Schwachstellen gibt es nicht. - Canon EF (von 1976, Seriennr. >300000, d.h. hellere Mattscheibe mit Mikroprismenring und Schnittbild):
Mein Eindruck: Canon hat sich mit dieser Kamera in 4 Versionen an Elektronik und Belichtungsautomatik herangetastet und das alles zusätzlich eingebaut in eine Kamera, die ohnehin schon jede erdenkliche mechanische Funktion hatte. Das war sicher eine ingenieurmäßige Meisterleistung, bedeutet aber leider, dass Reparaturen kompliziert und nahezu aussichtslos sind, auch mangels Ersatzteilen. Die EF basiert angeblich auf dem Aluminiumgehäuse der alten Canon F-1 (mit CdS-Fotowiderstand), hat jedoch im Gegensatz zur F-1 einen Belichtungsmesser mit schnell reagierender Silizium-Photodiode, die überhaupt erst eine ordentliche Belichtungsautomatik ermöglicht hat. Die EF war damals in Europa eine seltene, hochwertige Kamera mit Blendenautomatik, Messwertspeicher, solider Mechanik und mit allen manuellen Einstellmöglichkeiten inkl. Spiegelvorauslösung und Mehrfachbelichtungen! Als Besonderheit und abweichend von allen anderen F- und A-Modellen hat diese Kamera einen vertikal ablaufenden Metalllamellen-Schlitzverschluss mit 1/125 Synchronzeit. Die Schwachstelle ist lediglich die alte Elektronik. Wenn noch alles arbeitet, hat man elektronisch gesteuerte Belichtungszeiten im Bereich 1 bis 30s und eine Blendenautomatik. Es müssen übrigens nicht die in der Anleitung empfohlenen →Quecksilberzellen PX625 eingesetzt werden, auch die in den Abmessungen passende Alkaliknopfzelle PX625A = V625U = LR9 tut es. Leider saugt die Kamera die Batterien schnell leer, wenn man den Belichtungsmesser nicht bald wieder ausschaltet. Der Schalter ist mit dem rechten Daumen bequem bedienbar, daher ist das zumutbar und schnell erledigt. In der Anleitung wird trotzdem empfohlen, immer Reservebatterien griffbereit zu haben. Weil alle kurzen Verschlusszeiten bis zu ½ s rein mechanisch gesteuert werden, funktioniert diese Kamera bei manuell eingestellter Blende auch ganz ohne Batterien. Eigentlich rate ich von diesem Oldtimer ab, mit einer →AE-1 Program oder einer →A-1 ist man besser bedient - oder auch mit einer heute preiswerten →T70, wenn deren Plastik-Haptik und der laute Winder nicht stören. Was das Wertigkeitsgefühl betrifft, ist die EF natürlich tadellos und wird nur von der F-1 übertroffen. - Canon AE-1 (Baujahr 1976): Blendenautomatik, erstmals unter Verwendung eines Microcomputers, was einen deutlichen Fortschritt bei der Zuverlässigkeit der Elektronik bedeutete. Damit konnte die bisher nur sehr hochwertigen Profikameras vorbehaltene Belichtungsautomatik auch in einer Kamera für den gehobenen Amateur angeboten werden. Über 5 Mio Stück wurden davon verkauft. Alle Belichtungszeiten werden elektronisch gesteuert, die EF aus dem selben Baujahr hat noch einen mechanisch gesteuerten Verschluss. Eine einfache Nachführ-Belichtungsmessung ist nicht vorgesehen, daher ist die Handhabung in schwierigen Lichtsituationen etwas fummelig: Zuerst messen und dann die im Sucher angezeigte Blende manuell einstellen. Dazu muss man leider die Kamera vom Auge nehmen. Die Kamera hat keinen Messwertspeicher, sondern nur eine Gegenlichttaste, die immer stur um 1,5 Blendenstufen korrigiert. Daher würde ich eher die A-1, AE-1 Program oder T70 empfehlen. Die AE-1 ist die älteste Kamera aus der A-Serie und daher naturbedingt auch am ehesten von typischen Alterungs- und Verschleißproblemen betroffen, z.B. klebriger Schaumgummi an Lichtdichtungen und Spiegelanschlag, quietschende Spiegelbremse („Keuchhusten“) oder abgebrochene Batterieabdeckung, also alles mit wenig Aufwand reparierbar. Das ist auch kein typisches Canon-Problem, ähnliche Leiden haben Kameras aller Marken in diesem Alter.
- Canon A-1 (ab April 1978, meine 1988 für 748 DM gekaufte war eine der letzten):
Die erste Canon nicht mit Zeigerinstrument, sondern mit Digitalanzeige von Belichtungszeit und Blende im Sucher. Man hat die Wahl zwischen Zeitautomatik, Blendenautomatik oder Programmautomatik. Eine manuelle Nachführmessung funktioniert genauso umständlich wie bei der AE−1, ist aber dank Messwertspeicher auch kaum nötig. Mit diesen Eigenschaften und in Kombination mit dem Motorantrieb MA mit bis zu 5 B/s war sie auch bei Profis beliebt. Man kann davon ausgehen, dass alle Kameras, für die es einen solchen Motorantrieb gab, eine entsprechend robuste Mechanik hatten. Wie andere Kameras der A-Baureihe leidet aber auch die A-1 etwa alle 10-15 Jahre wieder am typischen Canon-Keuchhusten (Youtube) und braucht ein winziges Tröpfchen Öl. - Canon AE-1 Program (Baujahr 1981):
Die Blendenanzeige erfolgt leider nur in ganzen Stufen durch Leuchtziffern im Sucher. Beim Zeigerinstrument der älteren AE-1 sind auch Zwischenwerte stufenlos ablesbar. Dafür wurde die Blendenautomatik ergänzt um eine unter Könnern verpönte Programmautomatik. An die Stelle der Gegenlichttaste (−1,5EV) bei der AE−1 tritt jetzt wie auch bei der A−1 ein Tastknopf zur Messwertspeicherung, was die Handhabung bei schwierigen Lichtverhältnissen deutlich erleichtert. Die Einstellscheiben sind mit Hilfe eines mitgelieferten Spezialwerkzeugs sogar auswechselbar. Alternative Mattscheiben (es gab 8 verschiedene!) dürften aber nicht leicht zu finden sein. Dieses Feature gab es in der A−Serie exklusiv nur bei der AE−1P. Bei der A-1 musste der Austausch vom Werksservice vorgenommen werden. - Canon AL-1 (Baujahr 82), war zum Neupreis von 299 DM eine Schnäppchen-Billigkamera, aber auch ein Exot in der A-Baureihe mit Zeitautomatik (Sucheranzeige mit Zeigerinstrument) und einer elektronischen Schärfeanzeige im Sucher: 1 grüne und 2 rote LEDs, die anzeigen, in welcher Richtung man den Entfernungsring am Objektiv drehen muss. Dieses Modell war das erste Herantasten an den Autofocus. (Die erste Autofocus-SLR von Canon war dann 1985 die klobige T-80, die ich mit den nur 3 verfügbaren Objektiven eher als Experiment ansehe.) Die Streubreite der grün angezeigten Scharfstellung entspricht etwa der Schärfentiefe bei Blende 5,6. Wegen der LED-Anzeige der Schärfe hat die Mattscheibe in der AL-1 weder Microprismenring noch Schnittbildindikator. Aufnahmen mit lichtstarken Objektiven und Offenblende sind mit dieser Anzeige nur eher zufällig scharf und man muss das Mattscheibenbild zu Hilfe nehmen. Weil ich das von der Zenza Bronica oder der Rolleiflex her auch gewohnt bin, habe ich damit kein Problem. Eine mechanische Schwachstelle ist leider ein nicht mehr schließender Batteriefachdeckel. Ein angesetzter Winder hält diesen Deckel so weit geschlossen, dass die Kamera benutzbar bleibt. Den oft verloren gegangenen Plastikstöpsel für den Winderanschluss kann man mit einem Stück Klebeband staubdicht ersetzen. Bei den anderen A-Modellen hat dieser Winderanschluss ein Schraubdeckelchen mit Münzschlitz. Die Belichtungsautomatik hat leider keine Möglichkeit der Messwertspeicherung, lediglich wie die AE-1 eine Gegenlichttaste. Ich mag diese Kamera trotzdem, weil ich bei fest eingestellter Zeit die Sucheranzeige auch für Nachführ-Belichtungsmessung missbrauchen kann. Die AL-1 hat auch noch weitere Vorteile: Sie ist meine spürbar leichteste Canon, und sie benötigt keine Spezial-Fotobatterien, sondern begnügt sich mit zwei Standard AAA-Batterien.
- Canon “New F-1” mit AE-Sucher, hergestellt von 1981-1991:
Das ist als komplette Neukonstruktion der Nachfolger der alten F-1 von 1971 und der F-1N oder “F-1 later model” von 1976, letztere erkennbar an der Plastik-Umkleidung des Transporthebels. Diese beiden alten F-1-Varianten arbeiteten leider noch mit CdS-Zelle und Quecksilberbatterie. Markteinführung der New F-1 in Deutschland war 1982 zum Gehäusepreis von 1599 DM, letzte Exemplare gab es 1995 zum Neupreis von 2800 DM. Die F-1 war Canons Profimodell, kam in der Verbreitung hierzulande aber nie an die damaligen Nikon F-Varianten heran. Zu unrecht, wie ich meine. (Die Nikon F3 mit ihrer zu stark mittenbetonten Belichtungsautomatik war das Lieblings-Hassobjekt früherer Profi-Reporter.) Man nimmt die F-1 in die Hand und ist von der Wertigkeit spontan begeistert! Die mechanisch-haptische Rückmeldung beim manuellen Filmtransport oder das Verschlussgeräusch heben sie von allen anderen ab. Die Vibrationen von Spiegel- und Verschlussmechanismus sind so gering, dass auf eine Spiegelvorauslösung verzichtet wurde. In der Standard-Ausführung war die F-1 nur für selektive Nachführ-Belichtungsmessung vorgesehen, die ich besonders schätze. Mit dem auswechselbaren AE-Sucher hat man zusätzlich Zeitautomatik und mit dem optionalen Winder auch Blendenautomatik. Durch Wechsel der Sucherscheiben kann ich wählen zwischen mittenbetonter Integralmessung, selektiver Messung oder Spotmessung. Da sich jede Art von Belichtungsautomatik nicht mit Selektivmessung verträgt, ist eine Sucherscheibe für mittenbetonte Integralmessung dringend anzuraten. Für besonders interessant halte ich den Hybrid-Verschluss. Zeiten von 1/2000 bis 1/90 (Blitz-Synchronzeit) funktionieren auch ohne Batterie rein mechanisch, alle längeren Zeiten werden elektronisch gebildet. Bei Zeitautomatik werden alle Zeiten von 1/1000 bis 8s stufenlos elektronisch gesteuert. - Canon T70 (Baujahr 1984): Wurde damals European Camera of the Year,
ist aber trotzdem ein hässliches Teil. Doch sie ist besser als sie aussieht, begnügt sich mit zwei AA-Standardbatterien,
hat wahlweise mittenbetonte oder selektive Belichtungsmessung mit Messwertspeicher,
Blendenautomatik, sowie drei Programm-Automatiken passend zu Normal-, WW- oder Tele-Objektiven.
Die Ausstattung lässt also kaum Wünsche offen. Sie ist daher eine vielseitige und kompakte Urlaubs- und Schnappschusskamera.
An die Drucktastenbedienung in Kombination mit dem LCD-Display daneben hat man sich schnell gewöhnt.
Das speziell für T50 und T70 entwickelte Speedlite 277T stellt nach einem IR-Vorblitz automatisch eine geeignete Blende ein.
Der aus meiner Sicht einzige Nachteil der T70 ist der ziemlich laute und mit 1,4 B/s auch noch langsame Windermotor.
Ein manueller Filmtransport ist nicht vorgesehen. Wie bei der nachfolgenden T90 zieht
auch diese Kamera beim motorischen Rückspulen den Film leider komplett in die Patrone ein.
Wenn man die Filme selbst entwickelt, wovon ich immer ausgehe, braucht man eben noch einen Filmpatronenöffner
aus dem Fotolaborhandel (sieht ähnlich aus wie ein Bierflaschen-Öffner).
Diese Kamera wird total unterschätzt. Weil Sammler sie verschmähen, ist die T70 aufgrund der
Ausstattungsmerkmale meine absolute Preis-Leistungs-Empfehlung für den Einstieg ins FD-System.
Was mich bei dieser einfachen Kamera verblüfft: Die Zeiten von 1 bis 1/1000 s werden perfekt eingehalten,
noch besser als beim Profimodell F-1 mit zwei kleinen Ausreißern in Höhe von +0,3 EV, also auch dort innerhalb der üblichen Toleranzen.
Tipp: Schwache Batterien müssen bei der T70 rechtzeitig ersetzt werden, sonst bleibt irgendwann beim Auslösen der Spiegel oben hängen! Wegen der geringeren Spannung kommt zumindest meine T70 mit AA-Akkus schlecht zurecht. Die nachfolgende T90 hat damit kein Problem. - Canon T90, erschien 1986 als Nachfolger der A-1 mit völlig neuer, ergonomisch optimierter Bedienung,
Design von Luigi Colani und
umfangreicher elektronischer Steuerung, z.B. Multispotmessung.
Erstmals bei Canon und 11 Jahre nach Olympus gab es auch TTL Blitzbelichtungsmessung
durch Messung der Reflexion von der Filmoberfläche während der Aufnahme (mit 300TL oder EZ Speedlites).
Auch der schnelle Verschluss mit 1/250 s Synchronzeit erleichtert einen flexiblen Blitzeinsatz.
Die Überprüfung der Verschlusszeiten ergab wie bei der T70 keinen einzigen Ausreißer.
Alles das und der integrierte Winder mit bis zu 4,5 Aufnahmen/s deuten auf eine robuste Profikamera hin,
was ihr in Japan in Anlehnung an einen russischen Panzer den Spitznamen “The Tank” einbrachte.
DPReview schreibt:
“There’s a good case to be made that the T90 remains the best manual focus film SLR ever released. It was certainly among the most advanced.”
Doch leider neigt mittlerweile die Elektronik dieser Kamera mit gefürchteten EEE-Fehlermeldungen zu Ausfällen.
Bei meinem Exemplar hatte ich Glück und ich konnte einen festsitzenden Elektromagneten in den Innereien
durch Fallenlassen auf harten Fliesenboden lösen, natürlich nur aus etwa 10 cm Höhe.
Vor allem äußerlich gut erhaltene Exemplare, die jahrelang in Schränken oder Fototaschen lagerten, haben dieses Problem.
Private Gebrauchtkäufe sind daher riskant. Wenn die T90 aber funktioniert, ist das eine perfekte Kamera.
Regelmäßige Benutzung hat erneute EEE-Fehler bisher verhindert.
Neben den beschriebenen Vorteilen hat die T90 wie alle Profi-Kameras auch einen gravierenden Nachteil: Sie ist mit Funktionen überfrachtet und schwer. Einem Anfänger, der sich erst mal mit den Grundfunktionen vertraut machen muss, würde ich davon abraten. Eine →AE-1P oder →T70 mit Messwertspeicher und dem 1,8/50mm wäre dafür besser geeignet. Canon hat Service und Ersatzteilversorgung für die T90 schon 1998 eingestellt, was dann ein schnelles Ende für jeden professionellen Einsatz bedeutete. Außerdem ist diese Kamera ein abschreckendes Beispiel für “planned obsolescence”, zumindest laut Original-Handbuch. Auch wenn es wohl niemals nötig war, wurde dort empfohlen, schon nach 5 Jahren vom Canon-Service das LCD-Display und eine von außen nicht zugängliche Pufferbatterie vorbeugend und kostenpflichtig auswechseln zu lassen. Das galt aber genauso für die T70. Die Displays sind bei meinen Exemplaren immer noch einwandfrei, sogar die Pufferbatterien für die Speicherung der ISO-Einstellung tun es noch. Was man so hört, gibt es solche LCD-Probleme eher bei der alten Nikon F3, dort im Sucher. - Nur der Vollständigkeit halber seien auch die anderen, meiner Meinung nach weniger
interessanten Gehäuse mit FD-Bajonett kurz erwähnt. Eigene Erfahrungen kann ich dazu nicht beisteuern.
Die nachfolgenden Informationen habe ich lediglich aus den Anleitungen zusammengefasst.
- Die TLb von 1974 ist eine abgespeckte →Ftb mit integraler statt selektiver Messcharakteristik und Zeiten nur bis 1/500. Wie auch bei einigen anderen Kameras aus dieser Zeit üblich, war der Belichtungsmesser immer an. Der Strombedarf von CdS-Fotowiderstand und Zeigerinstrument war so gering, dass die →Quecksilber-Knopfzelle trotzdem mindestens 1 Jahr gehalten hat. Ersatzbatterien waren billig und leicht erhältlich. Die Lebensdauer der Batterie nimmt deutlich zu, wenn nach jedem Foto wieder der Objektivdeckel aufgesetzt wird.
- Die TX von 1975 ist der TLb sehr ähnlich, aber sie hat im Gegensatz zur TLb wenigstens einen Blitzschuh mit Mittenkontakt (“hot shoe”) und man muss den Blitz nicht über ein Kabel auslösen.
- Die AT-1 von 1976 ist eine abgespeckte →AE-1, zwar mit der gleichen 6V-Batterie und elektronisch gesteuertem Verschluss, aber mit Nachführbelichtungsmessung und Zeigerinstrument im Sucher. Leider hat sie nicht die höherwertige Silizium-Fotodiode der AE-1, sondern einen trägen, offensichtlich billigeren CdS-Fotowiderstand.
- Die AV-1 von 1979 hat zwar einen elektronisch gesteuerten Verschluss und eine schnelle Silizium-Messzelle für Zeitautomatik bei manueller Blendenvorwahl, dafür hat sie außer einer Gegenlichtkorrekturtaste keine weitere manuelle Eingriffsmöglichkeit.
- Die T50 von 1983 hat in Japan den “Good Design Award” gewonnen, ist aber trotzdem eine langweilige Einsteigerkamera: nur Programmautomatik und nicht einmal Gegenlichtkorrektur oder Messwertspeicher. Beim damaligen Trend zur sorgenfreien Knips-Automatik wäre das zu viel gewesen.
- Für die 1985 erschienene T80 gibt es drei sehr spezielle, klobige „AC“-Objektive: mit FD-Bajonett und zusätzlichen elektrischen Kontakten für Autofokus, jedoch ohne Blendeneinstellring. Die Belichtungssteuerung erfolgt ausschließlich über einige Programmautomatiken mit Gegenlicht-Korrekturtaste, also wieder nur eine Automatik-Knipse. (Zwei Jahre später kam dann die erste EOS mit neuem EF-Bajonett und richtigem Autofokus.)
- Canon T60 war 1990 das allerletzte Modell mit FD-Objektivanschluss. Von Canon stammen lediglich der Namenszug und das Bajonett. Der Rest dieser Kamera wurde komplett von Cosina entwickelt und gebaut. Man sieht das auch im Sucher, weil die Anzeige der von der Automatik gewählten Belichtungszeit untypisch für Canon am linken Rand sitzt. Der sonst für die T-Baureihe typische integrierte Winder ist entfallen (für meine Bedürfnisse eher ein positives Merkmal). Auf den Markt kam diese T60 drei Jahre nach den ersten EOS-Autofokuskameras.
Noch ein Tipp speziell für die EF und alle Kameras der A-Serie: Diese Kameras wickeln den Film in der Kamera verkehrt herum auf. Daher hat ein solcher Film nach dem Zurückspulen oft einen Eigendrall, der das Einspulen in die Entwicklungsspirale arg behindern kann. Mit dem Entwickeln wartet man am besten 2 Tage. Der Eigendrall in der falschen Richtung hat sich dann entspannt, und man erspart sich so manchen Fluch in der Dunkelkammer. Wer die Negative schnell haben möchte, kann versuchen, den Film mit außenliegender Emulsionsseite einzuspulen.
Meine FD-Objektive
Die Canon FD-Objektive gibt es seit 1970 in alter schwerer Metallausführung mit Chrom-Bajonettring oder von 1979-1989 in neuer, deutlich leichterer newFD-Ausführung. Der Zusatz S.C. bei den alten Ausführungen steht für “Spectra Coating”, Canons Variante der Mehrfachvergütung. S.S.C. (“Super Spectra Coating”) war dann noch einmal eine Verbesserung, zumindest beim Marketing. Bei den nFD Ausführungen wurde diese Kennzeichnung dann weggelassen, weil eine Mehrfachvergütung mittlerweile weltweiter Standard war. Dafür erhielten die besonders hochwertigen Objektive jetzt ein „L“ in der Bezeichnung (wie Luxus? oder Lichtstärke?) und einen zusätzlichen roten Ring. Profis und Amateure mit Geld konnten sich damit deutlich sichtbar als solche zu erkennen geben.
Leider kommt es immer häufiger vor, dass vor allem bei lichtstärkeren nFD Weitwinkel- und Zoomobjektiven Spiel in der Fokus- und/oder Zoomeinstellung auftritt. Bei zwei von meinen älteren nFD-Zooms (4/35-70, 4/28-85) habe ich das leider auch festgestellt. In den Schneckengang des Fokusrings greift angeblich ein Metallstift mit einem Kunststoff-Gleitlagerring ein. Irgendwann ist der Kunststoff verschlissen und man hat dann etwa 1 mm Spiel beim Drehen des Rings. Solange das Objektiv bei leichtem Wackeln nicht „aus dem Fokus fällt“, ist das also mehr ein haptischer Fehler, und ein solches Objektiv ist noch uneingeschränkt verwendbar. Schlimmer ist es, wenn dieses Spiel am Zoom-Ring auftritt. Die Reparatur ist vor allem bei Zoom-Objektiven nicht ganz trivial, d.h. auch nicht ganz billig. Man muss überhaupt erst jemanden finden, der sich da herantraut.
Bei manchen der nachfolgend aufgeführten Objektive bemängele ich die Schärfe, was aber ein Jammern auf hohem Niveau ist. Etliche der Objektive zählten bei Ihrer Markteinführung sicher zu den Perlen im Canon-Programm. Man sollte nicht vergessen, dass es sich zum Teil um über 50 Jahre alte Konstruktionen handelt. Mit allen(!) kann man auch heute noch gute und ausreichend scharfe Fotos machen, das letztere auf jeden Fall, wenn man die alten Weitwinkel um 2 Stufen abblendet.
Festbrennweiten für FD-Bajonett:
- Vivitar 2,8/24mm (lt. Seriennummer hergestellt von Cosina, Vivitar war immer nur eine Handelsmarke): ein ordentliches, kompaktes Weitwinkelobjektiv, mit dem ich meine Leidenschaft für WW entdeckt habe.
- Canon FD 2,8/24mm S.S.C.: ein richtig schweres, mechanisch solides Teil, das aber bei offener Blende nicht an die Qualität mittlerer Brennweiten herankommt.
- Canon FD 2,8/28mm S.C.: Damit fängt Weitwinkelfotografie für mich so gerade erst an. Leider ist dieses Objektiv wie auch meine anderen Weitwinkelobjektive im Bereich 24-35mm Brennweite bei Offenblende etwas enttäuschend. Das gilt aber für alle Spiegelreflex-Weitwinkelobjektive aus dieser Zeit. Natürlich kann man solche Objektive auch bei offener Blende verwenden. Lediglich richtig scharfe 30x40cm Abzüge oder entsprechende Ausschnittvergrößerungen sollte man sich eben verkneifen.
- Canon FD 2/35mm, mein ältestes Canon-Objektiv von 1972: die Urversion mit Chromring, Chromnase, konkaver(!) Frontlinse und dank Thoriumoxid hochbrechenden Linsen, die sich durch radioaktive Strahlung allmählich gelb verfärben und den Gelbfilter ersparen (etwa 1/2 Blende Lichtverlust). Weil ich keine Farbfilme verwende, hat mich das noch nie gestört. Man kann diesen Gilb mit 1-3 Tagen UV-Licht beseitigen. Angeblich ist diese arg seltsame Konstruktion zurückzuführen auf eine Wette zwischen einem Zeiss- und einem Canon-Ingenieur. Der Canon-Ingenieur musste dann zeigen, dass er ein Weitwinkelobjektiv auch andersrum konstruieren kann. Ganz so abwegig scheint dieses Prinzip nicht zu sein: Ein aktuelles 1,2/50mm Objektiv von Sony hat auch eine konkave Frontlinse und wird für seine Qualitäten überaus gelobt. Lichtstärke 2,0 bei diesem alten Canon-Objektiv klingt verlockend, doch richtig scharfe Bilder gibt es erst ab etwa Blende 4. Meine beiden unten genannten, bei 35mm beginnenden Zooms sind modernere Konstruktionen und bei Offenblende optisch sichtbar besser. Für die hier beschriebenen, alten WW-Objektive kann ich also den Schluss ziehen, dass alles mit Lichtstärke größer 4 einen Kompromiss darstellt. Oder anders ausgedrückt: Fotos mit offener Blende mache ich damit nur, wenn’s sein muss. Das ist aber eine alte Weisheit, nichts Neues, und das gilt nicht nur für alte Objektive.
- Bei der (vergeblichen) Suche nach einem optimalen 35er bin ich auf folgendes Objektiv gestoßen, ein Vivitar Auto Wide-Angle 1,9/35mm, lt. Seriennummer hergestellt 1974 von Komine. Ein seltenes Exemplar, in der optischen Qualität etwa vergleichbar mit dem vorigen FD-Objektiv. Die verlockende Offenblende 1,9 ist wieder nur eingeschränkt nutzbar. Offensichtlich konnte man das in den frühen 70ern nicht besser.
- Canon FD 1,8/50mm S.C. (Version I von 1973): war ein Beifang bei einem Gehäusekauf. Das Objektiv wurde eindeutig von einem Vorbesitzer verbastelt. Daher konnte ich das Risiko eines Totalverlusts eingehen. Nach einem halben Tag Schrauberei waren die Öl-verklebten Blendenlamellen entfettet und viel überflüssige Schmiere aus dem Fokusgewinde entfernt.
- Canon FD 1,4/50mm S.S.C.: die alte, schwere Vollmetall-Ausführung mit Chromring.
- Canon nFD 1,4/50mm: die neuere, kompaktere, leichtere und billigere Ausführung.
Bei der Schärfe kann ich meine drei 50er nicht wirklich unterscheiden. Bei offener Blende sind sie alle nicht so toll, und abgeblendet auf 5,6 habe ich bei einem kurzen Vergleichstest auf Adox CHS100-II die Schärfeleistung der Film-Entwickler-Kombination gemessen.
Zum Vergleich: Aktuelle 1,2/50mm Festbrennweiten von Sony, Nikon oder Canon haben bis zu 17 Linsen, wiegen bis zu 1,2 kg und sind diesen alten Teilen in der optischen Leistung haushoch überlegen. Sogar ein preiswertes AF-Fremdobjektiv 1,8/50 wartet auf mit 11 u.a. asphärischen Linsen. Das ist wohl notwendig, um mit der Sensorauflösung moderner Systemkameras mithalten zu können. - Canon nFD 1,8/85mm: ein tadelloses Porträt-Objektiv
- Canon nFD 4/100mm Macro: für Aufnahmen im Bereich bis Maßstab 1:2, noch näher ran geht es mit Zwischenringen. Für eine allgemeine Verwendung als gemäßigte Telebrennweite bringt dieses Objektiv keinen Vorteil. Das beste Macro-Objektiv aus dieser Zeit ist angeblich ein Tokina AT-X 2,5/90mm, das in gutem Zustand zu stolzen Preisen um 500 € gehandelt wird (Stand 2024).
- Canon FD 2,5/135mm S.C. mit ausziehbarer Streulichtblende: solides Tele in heavy-metal-Ausführung
- Novoflex 3,8/200mm: eine richtig lange Röhre, die mit ihrem Pistolengriff im Zeitalter der Hemdentaschenknipsen Aufsehen erregt! Objektive dieser Bauart waren mal die Standardausstattung vieler Sportfotografen. Die Scharfstellung dieses „Schnellschussobjektivs“ erfolgt nicht durch Drehen an einem Ring, sondern durch Zusammendrücken des Pistolengriffs mit einer gaaanz(!) ruhigen linken Hand. Das braucht Übung, so dass ich damit nur schlecht zurechtkomme.
- Canon nFD 4/300mm: mein längstes Tele inkl. Stativschelle und integrierter arretierbarer Streulichtblende. Man sieht damit ein bisschen nach Paparazzo aus. Wegen eines exotischen Frontgewindes gibt es von Canon 34mm-Einsteckfilter mit spezieller Fassung, die von oben in den Tubus eingesteckt werden können. Solche Filter aufzutreiben, dürfte sportlich werden!
- Canon Telekonverter FD 1,4x-A (nur für Brennweiten ab 300 mm verwendbar, weil vorstehende Linsen hinten ins Objektiv hineinragen): Wenn’s sein muss, macht dieser Konverter aus meinem 4/300er ein 5,6/420er. Damit braucht man dann schon gutes Licht und auf jeden Fall ein Stativ. Das ist dann nicht mehr “nice to have”, sondern „nur wenn’s sein muss“. Wer schon einmal bei Offenblende 5,6 durch den Sucher geschaut hat, erkennt schnell, dass die Scharfstellung mit dieser Kombination mühsam wird, allenfalls geeignet für Schönwetter-Zoo-Bilder, die keiner sehen will. Grundsätzlich leidet bei solchen Konverter-Kombinationen immer die Bildqualität, weil alle Abbildungsfehler des Original-Objektivs eben auch um den Faktor 1,4 vergrößert werden und mehr Linsenelemente noch zusätzlich weitere Störungen verursachen. Ein gewisser Weichzeichner-Effekt könnte sich möglicherweise bei Porträts positiv bemerkbar machen, wenn man denn solche Fotos aus großer Distanz mit 420 mm Brennweite machen möchte. Warum ich diesen Konverter dann überhaupt gekauft habe: Es war ein Schnäppchen, und vielleicht kann man ihn ja mal brauchen. In der hier erwähnten Kombination ist das bei Weitem kein Ersatz für ein lichtstarkes und richtig teures Super-Tele, wie es von professionellen Wildlife- oder Sportfotografen genutzt wurde (z.B. 2,8/400mm).
Zoom-Objektive für FD-Bajonett:
- Canon nFD 4/35-70mm; offenblend-taugliches Standard-Zoom mit für dieses Alter (meines ist Baujahr 1981) immer noch konkurrenzfähiger Bildqualität. Noch dazu hat es eine oft nützliche Naheinstellgrenze von 0,5 m. Das 35-70 ist mit 320g noch dazu meine leichteste 35mm-Brennweite (Vivitar 1,9/35 hat 400g, das alte FD 2,0/35 bringt stolze 520g auf die Waage). Meine Erfahrung decken sich mit einem Testbericht von 1980, als dieses Objektiv unter 36(!) damaligen Standard-Zooms die Spitzenstellung einnahm: „Testsieger, aber billiger als die meisten!“ Man findet dieses Objektiv zahlreich und günstig auf dem Gebrauchtmarkt - es war(!) lange Zeit eine eindeutige Preis-Leistungsempfehlung! Leider dürften die meisten Exemplare durch Altersverschleiß von Kunststoff-Lagern Spiel in der Fokus- und Zoomeinstellung haben. Achtung, nicht verwechseln: das 3,5-4,5/35-70mm war ein billiges Kit-Objektiv und noch nie eine besondere Empfehlung!
- Canon nFD 3,5/35-105; (auch Baujahr 1981): Die 15 Linsen schlucken gegenüber der rein geometrisch definierten Blendenringeinstellung leider Licht im Gegenwert von etwa 1/3 Blende. Effektiv ist es daher eher bei Lichtstärke 4,0 anzusiedeln. Das gilt aber für alle vergleichbar aufwändigen Zoom-Objektive, und bei der TTL-Messung wird das natürlich automatisch kompensiert. Der Zusatz „Macro“ auch bei diesem Objektiv ist nur ein Notbehelf und bedeutet, dass ich, wenn es sein muss, bis auf etwa 14cm Frontlinsenabstand und Maßstab 1:5 herankomme. Richtige Makro-Objektive spielen in einer anderen Liga und erreichen mindestens Maßstab 1:2. Mit der Qualität dieses Objektivs kann man trotzdem rundum zufrieden sein. Es ist aber auch ein altes 3-fach-Zoom mit allen damit verbundenen Nachteilen! Das heißt, es ist deutlich schwerer, größer und teurer als das vorher genannte 2-fach Zoom 4/35-70mm (320 -> 610 g), dessen optische Qualität es leider nicht erreicht. Wenn Gewicht und Größe nicht stören, ist das trotzdem eine Empfehlung als „Immerdrauf“ mit einem universellen Brennweitenbereich.
- Canon nFD 4/28-85 (Baujahr 1985): nur ein bisschen kleiner, nur ein bisschen leichter
als das vorige 35-105; wenn man’s sichtbar weitwinkliger mag, ein ähnlich gutes Immerdrauf mit ähnlich guter Schärfe.
Auch der Makro-Bereich ist ähnlich dürftig wie beim 35-105er und endet ebenfalls bei etwa 1:5, also nicht wirklich makro-tauglich.
(Zum Vergleich: Das neuere Autofokus-Objektiv EF 24-70/4.0 von 2012 reicht ohne Zwischenringe bis 1:1,3!)
Leider hat auch dieses Objektiv ein deutliches Spiel im Fokusring. Die Reparatur in einer Fachwerkstatt hat nur kurzfristig für Abhilfe gesorgt. - MC Soligor 4-5,6/60-300mm: Ähnlich wie Vivitar war Soligor nur eine Handelsmarke für den Vertrieb. Hersteller in diesem Fall war Kiron. Der praktische Nutzen dieses oft viel gelobten Objektivs ist leider eingeschränkt, da wegen Lichtstärke 5,6 am langen Ende das Sucherbild dunkel und die Scharfstellung mühsam wird. Damit das Bild dann auch wirklich scharf wird, sollte man noch abblenden und ohne Stativ nicht länger als 1/500s belichten. Auch bei Sonnenschein ist daher ein 400er Film zu empfehlen. Eine direkte Folge des großen Zoombereichs ist die nicht soo tolle Bildqualität. Wenn man einen 5-fach-Zoombereich unbedingt will oder braucht, ist dieses Soligor trotzdem empfehlenswert - man kann eben nicht alles gleichzeitig optimal haben. Alte „Gummilinsen“ (so hießen die damals) mit engerem Zoombereich wie z.B. 70-210mm mit Zoomfaktor bis max. 3 sind optisch klar überlegen. Diese Grenze scheint auch heute für neue Zoom-Konstruktionen noch zu gelten.
- Canon nFD 4/80-200mm (1980): ein rundum ordentliches 2-Ring Drehzoom. Erwähnenswert sind die Naheinstellgrenze bei 1m(!) und die integrierte, ausziehbare Streulichtblende. Abgesehen von diesen Besonderheiten ist es optisch auch nicht wesentlich besser als das deutlich günstigere ...
- Canon nFD 4/70-210 Schiebezoom (1982), das ich gar nicht gebraucht hätte, aber das eben bei einem anderen Kauf dabei war. Kostengünstige Objektive dieser Art waren in den 1980er Jahren die typische „obenrum“-Ergänzung zum Standardobjektiv. Es hat sogar einen Makro-Bereich bis ca. 1:4, den ich aber noch nie ausprobiert habe, weil ich für solche speziellen und (bei mir) seltenen Gelegenheiten das oben erwähnte 100mm Makro-Objektiv habe.
- Tokina RMC 3,5-4,5/35-135mm: Mit Randunschärfe und starker Vignettierung ist dieses Teil für mich heute inakzeptabel. Meine Ansprüche sind mittlerweile gestiegen. Es war trotzdem jahrelang mein Lieblingsobjektiv, als ich fast ausschließlich Diafilm verknipst habe. Die Unschärfe durch ploppende Dias hat eben andere Schwächen verdeckt.
- Auto Makinon MC 3,5-4,5/28-80mm: ein schweres Teil mit schlechtem Ruf und einer Naheinstellgrenze von 2,5m (kein Tippfehler)! Daher hatte ich noch gar keine Lust, es auszuprobieren. Das war eben an einer Kamera dran, die ich haben wollte.
Hier noch sonstiges Zubehör:
- Kenko Automatik-Zwischenringe mit allen Blenden-Übertragungsfunktionen. Wenn’s unbedingt sein muss, komme ich mit dem 4/100er Macro über 1:1 hinaus. Im Sucher wird’s durch die große Auszuglänge dann aber schon recht dunkel! Bei 1:1 hat man z.B. zwei Blendenstufen Lichtverlust, d.h. effektiv Lichtstärke 8, was auch die Scharfstellung massiv erschwert.
- Canon Winder A2 passend für alle Kameras der A-Reihe, sowie noch einer für die F1: Im Urlaub bleiben die zu Hause, eine kleine und leichte Kamera hat dann eine höhere Priorität. Neben der Winder-Funktion mit 2 B/s habe ich damit auch die Möglichkeit, an eine Standard-Klinkenbuchse ein beliebig langes Fernauslösekabel oder z.B. den nachfolgend genannten Funkauslöser anschließen zu können.
- Funk-Fernauslöser hähnel Combi TF, hergestellt vermutlich von Yongnuo: kann mit beiliegenden Adapterkabeln an die Winder der FD-Kameras und auch an alle EOS-Gehäuse angeschlossen werden.
- Metz-Blitz 32CT-3 mit SCA-Adapter: darf wegen der Zündspannung von ca. 20V nicht an allen EOS-Gehäusen verwendet werden. Viele ältere EOS-Gehäuse vertragen nur 6V.
- Canon Speedlite 199A mit Leitzahl 30: Das Canon-Gegenstück zum vorher genannten Metz-Gerät;
Reflektor nur nach oben (nicht seitlich) schwenkbar, kann also weniger und ist trotzdem ein schwerer Klotz!
Dafür ist die Zündspannung EOS-verträglich und die wenig wahrscheinliche
Benutzung auf einem moderneren Gehäuse verursacht zumindest keinen Schaden.
Tipp: Wenn die Blendenanzeige in der Kamera hin- und herspringt, sind die Batterien oder Akkus zu schwach, auch wenn das Kontrolllämpchen volle Blitzbereitschaft anzeigt. - Die original Canon Gurte sind mir alle viel zu kurz und taugen nur dazu, sich die Kamera um den Hals und vor den Bauch zu hängen. Um sie bequem schräg über die Schulter zu tragen, habe ich einen Kameragurt Marke Peak Design, mit sicherem Clip-Verschluss „anknöpfbar“ an diverse Kameragehäuse. Damit kann der Gurt nicht von der Schulter rutschen und die Kamera baumelt griff- und schussbereit seitlich in Hüfthöhe.
- Ist’s schon aufgefallen? Ich habe tatsächlich keine einzige Bereitschaftstasche, die nur dazu dient, die Bereitschaft zu verhindern!
Fazit meiner persönlichen Erfahrung mit alten Canon-Linsen: Man darf nicht alles glauben, worüber man bei Internet-Recherchen stolpert. Selbst wenn dort das eine oder andere Objektiv als Geheimtipp bezeichnet wird, steckt dahinter oft nur eine nostalgische Begeisterung für die eigene Fotoausrüstung. Etwas deutlich Besseres aus dieser Zeit wird man nicht leicht finden, weder bei Canon noch bei der umfangreichen damaligen Konkurrenz. Achtung, das ist wieder Jammern auf hohem Niveau! Die Qualität der Markenobjektive aus den 70ern und 80ern war durchgehend ordentlich und weitgehend untereinander vergleichbar. Doch leider erreichen insbesondere die alten Weitwinkelobjektive wegen der für Spiegelreflexkameras notwendigen Retrofokus-Konstruktion (erfunden 1950 von Pierre Angénieux) nicht die Superqualitäten neuerer Objektive für die spiegellosen Systemkameras. Die richtig guten Objektive für solche Kameras liegen allerdings in einer anspruchsvollen Preisklasse.
Fazit Nr.2: Wenn man es mit dem Brennweitenverhältnis nicht übertreibt, gibt es auch Zoom-Objektive aus den 80er-Jahren, die keinen Vergleich mit Festbrennweiten zu scheuen brauchen. Probleme bei einigen Canon nFD-Zooms bereiten leider verschlissene Kunststoff-Gleitlager, die zu Spiel in Fokus- und Zoom-Ring führen.
Copyright © 2005-, Dr. Manfred Anzinger