FDn 50-1.4

Manfred Anzingers Fotoseiten

Mit Fotografie beschäftige ich mich schon seit meiner Jugendzeit. Nach ersten unbe­friedi­genden Erfahrungen als Anfänger mit Vaters altem →Klapp­falter und Belichtungs­tabelle auf der Film­schachtel habe ich mir mit dem Geld aus einem Schüler-Ferienjob eine Pentax Spotmatik II geleistet. Der Einstieg in die Selbst­verar­beitung von Schwarz­weiß­filmen inkl. Vergröße­rungs­gerät kam dann prompt einen Ferien­job später.

Nach etlichen Jahren Foto­abstinenz, immer mit einem Klein­kind auf den Schultern, folgte ab 2000 ein kurzer, teurer Ausflug in die Digital­knipserei. Mit 3 Mega­pixeln, 8 MB Compact­flash-Karte (für ca. 24 JPEGs) und Epson-Drucker war ich davon über­zeugt, dass man als Amateur mehr eigentlich nicht braucht. Für optimal scharfe Ausdrucke auf DIN A4 hat das ausge­reicht. Ich frage mich daher immer wieder: Was machen heute die vielen Leute alle mit ihren 24MP-Bildern? Ausgerechnet manche Smart­phone-Hersteller werben schamlos mit drei­stelligen Mega­pixel­zahlen und Phantasie-Zoom­stufen.

Seit 2004 bin ich wieder reumütig zu meinem Schwarz­weiß-Labor­hobby zurück­gekehrt und habe mich nach kurzem Herum­probieren auf 1 Film und 1 Entwickler konzen­triert. Vor allem habe ich alle Prozess­schritte nach­voll­zieh­bar doku­mentiert. Das war dann gleich­zeitig auch der Beginn dieser Internet­seiten. Seit meinen ersten Anfängen haben sich die Rand­bedingungen durch den Boom der Digital­fotografie natürlich geändert. Einige Firmen existieren gar nicht mehr (z.B. Agfa), einige haben ihren analogen Geschäfts­bereich fast (z.B. Fuji) oder ganz (z.B. Durst) aufgegeben, einige existierten jahrelang nur noch als armseliger Torso eines früheren Imperiums (z.B. Kodak), dafür haben andere den Wandel unbeschadet über­standen (z.B. Ilford). Eventuell entstandene Markt­lücken konnten bisher durch kleine flexible Anbieter (z.B. Adox/Fotoimpex) wieder geschlossen werden. Analoge Schwarz­weiß­foto­grafie hat sich als Nischen­markt etabliert, der seit dem absoluten Tief­punkt 2007/2008 wieder konti­nuierlich wächst.

Der Filmmarkt scheint mit ordent­lichen Steige­rungs­raten mittler­weile wieder profi­tabel zu sein. Es ist sogar noch Platz für neue SW-Filme (Kentmere schon seit 2009) oder für Neu­auf­lagen alter, bewährter Filme von Ferrania, Orwo, Efke wie z.B. Ferrania P30/P33, Bergger Panchro400 und Adox CHS100 II. Bei Ferrania, Foma und Ilford sind auch die alten Ortho-Filme wieder im Programm. (Update Anfang '25: Es gibt mittlerweile Zweifel, ob Ferrania noch am Leben ist!) Bereits tot­gesagtes Material wird in alt­bewährter Qualität wieder neu aufgelegt, wie von Adox die Multi­contrast-Papiere (leider schon wieder eingestellt) oder die Kodak-Filme TMax P3200 und Ekta­chrome 100 (letzterer sogar für Super‑8). Von Ilford kam 2019 als Über­raschung für die analoge Fotowelt ein verbes­sertes Multi­grade-Papier. In einer Presse­mit­teilung schreibt Ilford 2024, dass ein “multi-million-pound invest­ment” die Ferti­gungs­kapazität von KB-Film mehr als ver­dop­peln wird. Auch Kodak investiert wieder in Film und erlebt eine Aufer­stehung von den Halb­toten, z.B. wurde der 2024er-Oscar-Sieger „Oppen­heimer“ auf 65mm Kodak­film gedreht. Derzeit vergeht kaum ein Monat, in dem nicht etwas Neues ange­kündigt wird, und das nicht nur von Umver­packern. Bitte fragen Sie danach nicht im Foto­geschäft um die Ecke, das es sowieso kaum noch gibt. Der einschlägige →Versandhandel hat das alles auf Lager, neben Schwarz­weiß natür­lich auch Farb­filme.

Warum noch Film, wenn es digital so einfach geht?

Ein PC ist kein Ersatz für mein Foto­labor­hobby, auf das ich nicht verzichten möchte. Der Zeit­auf­wand und die erfor­der­liche Erfahrung für ein gutes(!) digitales Bild ist nicht geringer als auf analogem Weg. Diese Vermutung hat sich nach meinen ersten Versuchen mit Digital­kamera und Bild­bear­beitung bestätigt. Der Reiz des Neuen ist daher schon längst wieder abge­flaut, und die analogen Kameras sind mir immer noch lieber. Wenn ich einen Adox CMS20 in eine 50 Jahre alte Kamera einlege, habe ich zumindest theo­retisch Voll­format mit mehr als 100 Mega­pixeln. Soviel braucht welt­weit kein Hobby­foto­graf, mal abge­sehen von den technik­verliebten Pixel­zählern. (Achtung: Der CMS20 ist ein Spezial­film, für All­tags­foto­grafie nur einge­schränkt geeignet.)

Vor allem gibt es mit den anfallenden Gigabytes massive Archi­vierungs­probleme! Was haben meine Kinder davon, wenn sie in 30 Jahren eine CD/DVD/Blu-Ray Disc/USB-Fest­platte etc. auf dem Dach­boden finden, auf der drauf­steht „Urlaub 2010“? Selbst wenn man nach dem x-ten Umkopieren auf immer höhere Fest­platten­kapazi­täten noch auf die alten Bild­dateien zugreifen kann: Wer hat sein Digital­archiv so im Griff, dass er unter den Hundert­tausenden von nicht gelöschten Knips­bildern noch die richtige Datei findet? (Ich komme analog schon auf etwa 25000 Negative.) Ich bin damit zufrieden, dass ich von meinen ersten, uralten Negativen immer noch einwand­freie Abzüge machen kann. Ich habe auch ein (natürlich analoges) System, diese →Negative zu finden. Dafür benötige ich keine ausge­feilte und teure Backup-Strategie, die ich nach meiner lang­jährigen EDV-Erfahrung für zwingend notwendig halte. Ich bin auch so altmodisch, dass ein richtiges Foto eine Qualität haben muss, dass man es mit etwas Stolz an die Wand hängen kann. Die restlichen 99 % dürfen gerne auf irgend­einer Fest­platte im digi­talen Nirwana verschwinden. Einen gravie­renden Nach­teil alter Analog­technik möchte ich nicht ver­schweigen: Ein Foto­labor einzu­richten, braucht oft etwas Improvi­sations­talent, und mein über viele Jahre ange­wachsenes Archiv benötigt Platz im Regal.

Nein, ich bin kein Analog-Funda­menta­list! Natürlich ist es eine unbe­strittene Tatsache, dass der Vorsprung der Digital­technik von Jahr zu Jahr größer wird. Mittler­weile gibt es für zahlungs­kräftige Kund­schaft auch reichlich Auswahl an Voll­format und an digitalem Mittel­format. Das ist für mich alles kein Problem: Die Foto­grafie auf Film und die Aus­arbei­tung im Labor sind einfach Gegen­pole zu meinem vom Computer geprägten Beruf. Daher habe ich etwas Zeit und wenig Geld investiert, meine Prozesse ordent­lich kalibriert (siehe →Belich­tungs­messung, →Filme eintesten, →Papier eintesten), die Ergeb­nisse und Erfah­rungen doku­mentiert, und es macht jetzt mehr Spaß als je zuvor!

Als Professor ist es unter anderem mein Job, kompli­zierte Sach­verhalte zu erklären und jungen Leuten etwas beizu­bringen. Das kann ich natürlich auch bei meinem Hobby nicht bleiben lassen. Nicht dass das Foto­labor etwas fürch­terlich Kompli­ziertes wäre! Aber in der heutigen digital verseuchten Welt trifft man nicht so leicht auf Gleich­gesinnte, die man eben schnell mal etwas fragen könnte. Daher habe ich versucht, die wichtigsten und immer wieder von Anfängern und Wieder­ein­steigern gestellten Fragen zusammen­zustellen und auch gleich zu beant­worten, siehe → Schwarzweiß-FAQ (Frequently Asked Questions).


Copyright © 2005-, Dr. Manfred Anzinger, Augsburg